2.      Sehen Sie Sicherheit als eine Bedingung oder ein Hindernis für Freiheit an?

1. Wenn man sich als Beispiel einige der Staaten mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen (zB Irak oder Syrien) nimmt, dann ist sofort klar, dass es eines Mindestmaßes an Sicherheit bedarf, um sich als Bürger frei fühlen zu können.

Treibt man andrerseits den Wunsch nach Sicherheit immer weiter auf die Spitze ist aber auch klar, dass dies nur mit Einschränkungen von Freiheitsrechten möglich sein wird. Man denke zB an Kameras im öffentlichen Raum, Gesichtserkennung, etc.

Offensichtlich haben Sie das Beispiel von Schopenhauer gut gewählt. Wir haben es mit zwei idealen Polen zu tun, die sich bis zu einem gewissen Grad gegenseitig ausschließen. In der gesellschaftlichen Realität wird man also Kompromisse schließen müssen.

Peter

 

 

2. Okay! Sowohl als Auch!Eine gewisse Sicherheit,dass ich morgens aufwachen kann, in Frieden, einem Dach über dem Kopf, genug zu Essen...., gibt mir die Freiheit mich anderen Dingen zu widmen .Zum Beispiel, für mich im Geistig-Seelischem weiter zu kommen.Könnte man vielleicht auch ohne diese Sicherheit, hätte aber größeren Energieaufwand und erfordert ein höheres Bewußtsein um Dieses dann auch umzusetzen. Wenn es Sicherheiten werden, die nichts mit meiner Existenz und mit meinen Grundbedürfnissen zu tun haben, dann werden sie zum Hindernis, Sie schränken mich dann ein und hindern mich, andere Berreiche zu betrete. Durch Grenzen die dadurch versucht gesetzt zu werden( Gesetze) schränkt es mich in meinem Radius ein zu agieren. Es gibt Naturgesetze, die sind!Und es gibt Gesetze von Menschen gemacht(Spielregeln). Die Frage ist dann, möchte ich dieses Spiel spielen! Folge ich den Naturgesetzen!Bringt es mich persönlich weiter! Das muss jeder für sich selbst entscheiden, dann sind wir wieder in der Verantwortung für sich Selbst.

Anonym13

 

Kommentar: Der Mensch ist zumindest den Naturgesetzen und seiner genetischen Natur unterworfen. Sie determinieren das Ausmaß unserer Entscheidungsfreiheit: Da wir keine Flügel haben, können wir nicht fliegen. Und weil die Erdanziehung wirkt, fallen wir wie ein Stein auf die Erde. Ich kann mich zwar entscheiden, dass ich fliegen will, aber mein genetischer Code bietet mir diese Freiheit ohne Gefahr für Leib und Leben nicht. Die Grenzen, die mir durch Gesetze, Regeln und Vorschriften gesetzt werden, kann ich befolgen oder nicht. Wenn die Nichteinhaltung mit Sanktionen belegt ist, muss ich notfalls die Konsequenzen tragen. Wenn ich Schaden zufüge, muss ich ebenfalls die Konsequenzen tragen, auch mir und meinem Gewissen gegenüber. Die Freiheit des eigenen Handelns sollte dort enden, wo ich Schaden zufüge. „Was du willst, dass andere dir nicht tun, tue ihnen auch nicht; was jene dir tun sollen, tue du auch ihnen.“ (Hegel)

Sylvia

 

 

3. Letztendlich ist es auch eine ethische Frage,  wie wir mit den Risikogruppen umgehen, ohne dabei das
"Gesamte" nicht aus den Augen zu verlieren. Eine vollkommene Sicherheit
wird und kann es nie geben. Das gesamte Leben ist ein Risiko!

anonym1

 

4.Um das Stachelschwein-Beispiel an die Corona-Problematik anzunähern: Die Stacheln der Stachelschweine sind tödlich giftig. Und die Tiere wissen nicht, wie lang sie sind bzw. wie nahe sie sich kommen dürfen. Trial and Error geht nicht.
Der philosophische Knackpunkt in diesem Geschehen liegt m.E. in der Norm des "Nicht-sterben-lassen-dürfens". Danach muss jedes menschliche Leben um jeden Preis erhalten werden. Dieses Mantra treibt die Massen, Medien und letztlich die Politik vor sich her. Es wird von den Kirchen und - wie ich vermute - von den beteiligten Industrieen des medizinischen Sektors aufrechterhalten und in den Staat getragen. Das Thema wird hie und da ansatzweise diskutiert (Sterbehilfe etc.). Die gesellschaftliche Diskussion hierzu sollte einen wesentlich größeren Raum einnehmen.

Peter Richter

 

Kommentar:Die Norm des „Nicht-sterben-lassen-dürfens“ sehe ich so pauschal nicht. Man kann das Thema sicherlich unter dem Aspekt gesellschaftlicher Macht- und Einflussgruppen diskutieren. Aber auch da kommt man nicht „drum herum kommen“ den Bezug zu dem Thema Menschenwürde herzustellen.

Hans-Joachim Puch

 

 

5. Die Tendenz, alles abzusichern und störungsfreie Funktionen zu gewährleisten, steigt in unserermodernen Welt. Die Gefahr besteht, dass sich unser Bedürfnis nach Sicherheit, die wir als Rahmenfür die freie Entfaltung unseres Handelns brauchen, ins Gegenteil wendet und wir nur noch sicher,aber nicht mehr frei sind.Gerade im technischen Bereich wird immer mehr abgesichert. Wir fühlen uns immer sicherer, nichtskann uns passieren. Autos werden mit so vielen Sicherheitsmaßnahmen bestückt (Gurte, ABS,Rückfahrkamera usw.), dass wir glauben, risikoreich fahren zu können. Zu viel Sicherheit schlägt alsoins Gegenteil um, in dem sie uns Gefahrlosigkeit suggeriert, die es nicht gibt.

Sylvia

 

6. Sicherheit ist meines Erachtens die Voraussetzung für Freiheit. Je enger es auf unserem Globus wird, um so mehr muss reguliert werden, damit noch ein, hoffentlich, großer Rest an Freiheit erhalten bleibt.

         Karl-Heinz Kremer

 

7. Sicherheit als das Ergebnis eines demokratischen Prozesses in Form eines Gesetzes ist der Wille, Verantwortung füreinander wahrzunehmen. Insofern ist Sicherheit notwendigerweise Bestandteil von und Bedingung für Freiheit (hier: Rechtssicherheit).
Überzogene, fehlgeleitete Sicherheit, auch in Form und Gestalt eines Gesetzes wird aber sehr schnell als Willkür und Ränke interpretiert und kann dann durch ähnlich irrationale Gegenargumentation vom zu verhandelnden Gegenstand des Disputes getrennt zur Eskalation führen. Stresstest für eine gemeinsame Wertebasis.
Sicherheit in Form von Einschränkung von Rechten verpflichtet zu Offenheit und zeigt die Grenzen innergesellschaftlicher Vertrauens-strukturen und deren Brüche deutlich auf. Unternehmen, die staatliche Unterstützung fordern, aber gleichzeitig Dividenden und Boni ausschütten oder Autohersteller, die Förderprämien in die Diskussion streuen oder Mieten nicht zahlen wollen, zeigen diese Brüche ebenso deutlich, wie die vielen Menschen, die von der Kurzarbeit direkt auf Hartz-IV-Niveau landen werden – hier wird vormalige Sicherheit klar in Frage gestellt.
Machtsicherung infolge von Lobbyarbeit suggeriert, besonders in der gegenwärtigen Situation eine geforderte Systemrelevanz, die das soziale System pervertiert, indem eine Umverteilung öffentlicher Mittel von unten nach oben offen initiiert und beschleunigt wird.
anonym2
8. Sicherheit ist m.E. weder eine Bedingung noch ein Hindernis für Freiheit. Freiheit ist der Gegensatz von Determinismus und bedeutet, Alternativen zu haben und eine Entscheidung so oder auch anders treffen zu können. Sicherheit bedeutet, letztlich alle Bedingungen und Konsequenzen des Handelns zu kennen. Wenn diese Kenntnisse nicht vorhanden sind, ist Unsicherheit die Folge. Da es ein empirischer Erfahrungswert ist, dass insbesondere in komplexen Situationen (und Entscheidungen) die Bedingungen und Konsequenzen des Handelns nicht vollständig bekannt sind, kann Sicherheit weder eine Bedingung noch ein Hindernis für Freiheit sein.

Fazit: Die Unsicherheit, ist eine Bedingung aber kein Hindernis für Freiheit.

Hans-Joachim Puch

 

Kommentar: Ich denke auch, ohne ein gewisses Maß an Unsicherheit gibt es keinen Fortschritt und keine Freiheit.

Sylvia

 

Kommentar: Ich würde nur das Fazit etwas anders ziehen. Unsicherheiten sind in einer komplexen Welt Begleiterscheinungen der Ausübung von Freiheit. Wenn die Unsicherheiten freiheitlichen Handelns zu groß werden (für die Gemeinschaft oder auch für Individuen), können sie zu Einschränkungen der individuellen Freiheit führen. (z.B. Corona-Regeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen im Verkehr o.ä.)

Kai

 

9. Zitat: „In unserer Situation sind Fehler allerdings lebensbedrohlich.“

Diese Behauptung kann nur dann wahr sein, wenn mein Verhalten oder das der Gruppe als ein Fehler verifiziert werden kann, der unmittelbar für den anderen oder das eigene Leben eine bedrohliche Folge hat – sei es eine Ansteckung oder eine andere Schädigung. Verantwortlich bin ich in dem Maße, wie ich Wissender eines Faktes bin, der mit nachweisbarer Sicherheit eine Kausalität auslöst, die mir oder dem anderen Schmerz, Leid oder Schaden zufügt. Solange aber nur von der Möglichkeit auszugehen ist, weil „Ansteckungen“ Teil des biologischen Systems sind, kann der Einzelne dennoch die Ausnahme dieser Möglichkeit sein – entweder, weil er ein stabiles Immunsystem hat oder als Überträger ausscheidet, da das Virus andere Infektionsrouten nimmt. Die Möglichkeit macht einen Menschen nicht zugleich zum Täter oder Widerhandelnden gegen das Freiheits- und Verantwortungsprinzip. Zumal die Gefahrendiskussion nicht zu 100 Prozent auf Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und ein mehr als heterogener Expertendiskurs die Bestimmung einer Tatsachenmatrix unterläuft.

Die Konnotation von Freiheit und Sicherheit ist suspekt. Sie suggeriert, dass Freiheit nicht ohne Abstriche bei der Sicherheit möglich sei, und Sicherheit den Genuss von Freiheit trübt. Unfreiheit beginnt für mich dort, wo ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs über die Notwendigkeit von Einschränkungen unterlaufen und Einsicht in Notwendigkeit unter Ausschluss des Abwägens aller Expertenmeinungen per Staatsdekret verordnet wird. Insofern suggeriert der Lock-Down eine Scheinsicherheit, weil der Faktenlage nicht hinreichend auf den Grund geht (nahtlose Eruierung der Infektionsketten), sondern in eine reine Abwehrhaltung mittels eines kollektiven Rückzugs geht. Ein sogenannter Totstelleffekt, der die Gefahr zwar vorüberziehen lassen mag, aber aus dem Hypothetischen sich nicht hat befreien können. Nur Wissen, Forschung und allgemein anerkannte, evaluierte Fakten und Zahlen können die Gespenster des Spekulativen vertreiben.

Klaus E. Jopp

 

Kommentar:Sie heben m. E. auf die Sicherheit des Wissens bzw. des Erkenntnisprozesses ab und nicht auf Sicherheit im Sinne von „körperlicher Unversehrtheit“ (Art. 2, Abs. 2 GG). Ihre These: Solange keine Sicherheit des Wissens, solange keine Einschränkung der Freiheit! Was aber heißt Sicherheit des Wissens und wann kann Wissen sicher sein? Soweit es sich um Fakten handelt, lässt sich dies ggfs. noch einfach definieren. (z.B.: Wie hoch ist die Todesrate in einer bestimmten Region und wie hat diese sich in einem definierten Zeitraum verändert?)

Aber schon bei der Interpretation dieser Fakten werden „sichere“ Aussagen schwierig. Über Interpretationen kann man deshalb nur vernünftig reden, wenn die jeweiligen Bezugssysteme der Argumentation offen gelegt werden. Wie sieht es aber mit dem wissenschaftlichen Wissen bzw. mit dem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess aus? Auch die Wissenschaft geht von der Möglichkeit des Irrtums aus und formuliert Wissen deshalb unter Vorbehalt. Was heißt das für das staatliche Handeln? Staatliches Handeln steht unter dem Vorbehalt der Sicherheit des zur Verfügung stehenden (wissenschaftlichen) Wissens. Staatliche Entscheidungen z.B. bezüglich der Einschränkungen von Freiheit, sind deshalb neben ihrem Wertebezug (bei uns auf das Grundgesetz) immer auch in Bezug auf bestätigte Wissensbezüge zu überprüfen und ggfs. zu ändern. Die Freiheit der Entscheidung ist deshalb aus meiner Sicht eine Folge der Unsicherheit des Wissens, weil gerade die Unsicherheit erst die Wahl zwischen Alternativen möglich macht. Ändert sich das Wissen, besteht aber auch die Verantwortung darin, bestehende Entscheidungen zu überprüfen.

Hans-Joachim Puch

 

Kommentar: Die Gefahrendiskussion dieser Krise wird vielleicht nie zu 100 Prozent auf Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen können. Die Unsicherheiten der Erkenntnisse, die Höhe des Risikos für die Gemeinschaft und die kurze Zeitspanne für Eingriffe zur Risikominimierung machen einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs über zu verordnende Regeln vorab naturgemäß schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Es gehört ein gutes Maß an Vertrauen in unseren Rechtsstaat dazu, die in dieser Krise verordneten „Staatsdekrete“ als Einschränkung der persönlichen Freiheit zunächst hinzunehmen. In einem Rechtsstaat wird der gesellschaftliche Diskurs ja auch nicht unterlaufen, er geht weiter, und die Regeln werden permanent hinterfragt. Wissen, Forschung, Fakten und Zahlen benötigen Zeit und werden hoffentlich das Hypothetische weitgehend vertreiben.

Kai

 

10. Es kann beides sein. 

Zuviel Sicherheit kann zur  Einschränkung  werden. Zuviel Freiheit kann zu Unsicherheit führen. Was ist das richtige Maß? Dies kommt auf die jeweilige Situation an und muss stets abgewogen werden.

Im Moment stelle ich fest, dass das Sicherheitsbedürfnis einzelner Menschen sehr unterschiedlich ist, und wundere mich des Öfteren darüber.

Ingrid

 

 

11.

Den Einfluss von Sicherheit auf Freiheit erachte ich als sehr ambivalent.

Ich meine, dass Sicherheit sowohl eine Bedingung als auch ein Hindernis für Freiheit ist.

 

Dass Sicherheit eine Bedingung für Freiheit ist, wird deutlich, wenn man z.B. die Situation in Kriegsgebieten oder in bestimmten Großstadtregionen mit sehr hoher Kriminalitätsrate betrachtet. Durch die dort mangelnde Sicherheit wird die Freiheit teils erheblich eingeschränkt oder sogar zunichte gemacht.

 

Dass Sicherheit ein Hindernis für Freiheit ist, wird deutlich, wenn Sicherheitsmaßnahmen jeglicher Art, wie z.B. Videoüberwachung an Bahnhöfen oder Plätzen, Grenzkontrollen bzw. -schließungen, "Masken"pflicht, Einschränkungen von einigen Grundrechten, etc., die freie Entfaltung der Persönlichkeit mehr oder weniger be- oder verhindern.

Selbst in normalen Zeiten stellen Regeln und Gesetze, die ja das Verhalten regulieren und letztendlich der Sicherheit aller dienen, ein Hindernis für die Freiheit dar.

Im realen Leben gibt es m. E. also eine fortwährende Kollision zwischen Sicherheit und Freiheit, so wie auch im Beispiel mit den Stachelschweinen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines ständigen Austarierens zwischen diesen beiden Bedürfnissen bzw. Rechten, einer ständigen Überprüfung der jeweiligen Maßnahmen sowie einer prinzipiellen Kompromissbereitschaft aller Beteiligten. Ziel dabei sollte aber stets die Verteidigung bzw. Wiedererlangung des hohen Guts der Freiheit sein und bleiben, doch immer unter Berücksichtigung der Freiheitsrechte anderer, so wie es auch die berühmte Aussage Kants beinhaltet: "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt."

anonym3

Kommentar: Wir wollen sicher sein vor dem Virus. Wir können uns entscheiden, das Risiko einzugehen, unsere Gesundheit oder gar unser Leben zu opfern, weil wir nichts von unserer gewohnten freien Lebensweise abgeben wollen. Wenn wir viel Glück haben, kommen wir unbeschadet oder mit geringem Schaden aus der Pandemie heraus. Oder wir entscheiden uns für den nicht bewiesenen, aber wahrscheinlich sicheren Weg der Experten und beschneiden unsere Freiheit durch Gegenmaßnahmen. Aus Angst vor dem Ungewissen, dem Lebensbedrohenden, wählen die Menschen mehrheitlich die Einschränkung der gewohnten Freiheit, auch in der Gewissheit, dass nach der Pandemie wieder der Normalzustand eintritt (von eventuellen Kollateralschäden einmal abgesehen).

Sylvia